2.3. Die dreizehn „Unbedeutenden“

Was wurde nun aus diesen dreizehn Unternehmen, die zusammengenommen gerade mal einen Marktanteil von knapp 1,5 Prozent repräsentierten?

 

Emud, mit 0,5 Prozent vom Gesamtumsatz der Größte aus dieser Gruppe, setzte 1932/33 ca. 765.000 RM um, die Anzahl der verkauften Geräte betrug 15.333 Stück; das entsprach einem Mengen Marktanteil von 1,5 Prozent. Zum Vergleich: der Körting Umsatz betrug mit 9.785 Geräten 1.480.000 RM, der mengenbezogene Marktanteil war 0,9 Prozent. Dies würde – wenn man der Statistik glauben darf – bedeuten, dass der Geräte Durchschnittspreis (ohne Röhren) bei Körting ca. 150 RM, bei Emud aber nur ca. 50 RM betrug. Das klingt unwahrscheinlich, doch bei Körting sind wohl beachtliche Einzelteil Umsätze in das Ergebnis eingeflossen. Wie dem auch sei, Emud lag in der untersten Preisschublade und verkaufte schlichte „Volksradios“ – noch unter dem Preis des späteren VE 301. Mit diesen Produkten hatte sich Ernst Mästling zum Markenfabrikanten gemausert, konnte seinen Marktanteil erhöhen und blieb bis Ende der Sechziger im Geschäft.

 

Neufeldt & Kuhnke produzierte gerne Ausgefallenes, konnte aber weder in der Vorkriegs.- noch in der Nachkriegszeit größere Marktanteile verbuchen.

 

Carl Sevecke stellte in seiner elektrotechnischen Fabrik in Höchst am Main schon Mitte der zwanziger Jahre C.S.H.-Röhrenempfangsgeräte her, hauptsächlich aber Verstärker. Den meisten Sammlern ist die Firma und deren Fabrikate unbekannt. In den üblichen Radiokatalogen waren sie auch nicht zu finden. Max Braun war an einer Produktionsfirma mit Telefunken Bauerlaubnis interessiert, arbeitete zunächst mit Sevecke, kam schließlich in den Besitz des Fabrikates und 1933 auch mit (echten) Braun Radios in die Kataloge.

 

Schneider-­Opel galt 1924 im Rhein Maingebiet als die führende Radiofabrik. H.W. Schneider war der kaufmännische Geschäftsführer, Dr. Lertes und Ing. Pfeifer hatten die Entwicklerqualitäten, die Herren von Opel das Geld. Nach steilem Anstieg stagnierten die Umsätze. Zum Ende der Zwanziger wurden keine Gewinne mehr erzielt; 1932 ging das Unternehmen in Konkurs. Danach gab es in Berlin die Schneider Opel Großhandlung. Radiofunk (genauer: die „Radio Funk Werkstätten“ R.F.W.) war ein Zweig der Lautsprecherfirma Grassmann (Helios Lautsprecher), welche ab 1933 unter diesem Namen eine (Afrika-) Geräteserie herausbrachte. Togo, Tabora, Kamerun, Samoa und Simba wurden die Geräte getauft. Dann gab es von R.F.W. – auch Rund Funk Werkstätten genannt – Gemeinschaftserzeugnisse: Volksempfänger und Radio Union Einkreiser. 1941 wurde Grassmann (mit der Lautsprecherfertigung) in den Löwe Firmenverband eingegliedert. (Aus „Loewe“ wurde damals „Löwe“ – siehe Kapitel 3.51) Wega, im Januar 1924 als „Württ. Radiogesellschaft“ gegründet, konnte sich weiterentwickeln, produzierte in den Dreißigern (ähnlich Emud) vorzugsweise preiswerte Geradeausempfänger und kam in der Nachkriegszeit erst richtig ins Geschäft.

 

Klenk, 1924 von Dr. O. Schriever und Ludwig Klenk mit Sitz in Stuttgart gegründet, war und blieb ein Kleinbetrieb. Bis 1932/33 fertigte Klenk & Co vorzugsweise Empfangs.- und Verstärkeranlagen für Gaststätten und Saalveranstaltungen. Nach Einstellung der Produktion wurde die Firma zum Radio.- Fachgeschäft, das bis 1939 existierte.

 

DeTeWe, die Deutschen Telefon Werke Berlin, zählte man schon im Ersten Weltkrieg zu den führenden Produzenten funktechnischer Einrichtungen. Eine Führungsrolle beanspruchte das Unternehmen auch bei Beginn des Unterhaltungsrundfunks, wo es unter anderem die vom Vox Haus vertriebenen Geräte fertigte. Unter dem Markenzeichen DeTeWe wurden 1924 bis 1930 Detektorapparate, Geradeaus.- sowie Superhet Empfänger angeboten. Dann stagnierte die Entwicklung. Gegen Ende der Dreißiger war DeTeWe mit eher unbedeutenden Radios am Markt, nach dem Krieg erschienen nur noch zwei „Notzeit Geräte“.

 

TeKaDe, die Süddeutsche Telefonapparate Kabel und Drahtwerke AG Nürnberg war ein Tochterunternehmen der am Lieben Konsortium beteiligten Felten & Guilleaume AG. 1924/25 fertigten die Nürnberger neben Kopfhörern Detektorapparate und wenige Röhrengeräte, bestückt mit Röhren aus eigener Herstellung. Auf dem Empfänger Sektor hat die TeKaDe keine größere Bedeutung erlangt, der Fertigungs Schwerpunkt lag auf dem Sektor Kraftverstärker.

 

Elektrowatt war ein Nachfolgeunternehmen der Watt Elektrizitäts AG Dresden, das mit Ehrich & Graetz einen Alleinvertriebsvertrag abgeschlossen hatte. Graetz Söhne übernahmen die Firma samt Bauerlaubnis und gründeten 1933 die Graetz Radio GmbH.

 

Koch & Sterzel, das Dresdener Röntgenapparatewerk, brachte anfangs eine große Palette von Empfangsgeräten aller Art auf den Markt. 1930/31 erschienen noch Ein.- und Zweikreis-Netzanschluss Empfänger, 1932 lief die Radioproduktion aus.

 

Frey­-Radio. Martin Frey fertigte 1925 in Freiburg Kleinserien verschiedener Batteriegeräte. Ende der Zwanziger entstand in Berlin die „Pantophone Frey Radio GmbH“, in der jedoch mit Radios nur noch gehandelt wurde. Die Gesellschaft existierte (ohne Produktion) bis in die Nachkriegsjahre und wurde 1952 gelöscht.

 

Schuchhardt (mit der Vertriebsfirma „Allradio“) war mit zahlreichen Modellen bis 1928 auf dem Markt. Nachdem Ende der Zwanziger die Standard Elektrik Lorenz – SEL – deren Majorität erworben hatte, wurden Anfang der Dreißiger nur noch Restbestände verkauft.

 

Ganz vergessen wurde offensichtlich die Firma Schaleco, Schackow, Leder & Co. Berlin. Sie ist in der Statistik, welche Dr. Lübeck von der AEG 1940 mühevoll zusammengestellt hat, nicht erwähnt. Schaleco wurde vor allem durch hochwertige Bauteile und exklusive Empfängermodelle bekannt – besonders in der Zeit von 1932 bis 1936. Dort wurde 1936 auch der Olympia Koffer entwickelt und 1938 der VE Dyn.

 

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