Sigmund und David Loewe

Sigmund und David Loewe, zwei Brüder, die eine entscheidende Rolle in der Entwicklung der deutschen Radio- und Fernsehindustrie spielten, gründeten am 22. Januar 1923 die Firma "Radiofrequenz GmbH".

 

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Siegmund Loewe (links) mit Manfred von Ardenne

 

Inhaltsverzeichnis:

1. Gründung der Radiofrequenz GmbH
2. Expansion und Innovation
3. Entwicklung des Fernsehens
4. Schwierigkeiten im Nazi-Regime
5. Nachkriegsentwicklung

 

1. Gründung der Radiofrequenz GmbH

Am 22. Januar 1923 gründeten Sigmund und David Loewe in Berlin-Friedenau die Firma Radiofrequenz GmbH, in den Werkstätten der Mechanischen Werkstatt Grüttner & Lütgert. Diese Gründung bildete den Grundstein für ein Unternehmen, das eine Schlüsselrolle in der Entwicklung der Radio- und später der Fernsehindustrie in Deutschland spielen sollte. David übernahm die kaufmännische Leitung des Unternehmens, während Sigmund, der eine technische Ausbildung genossen hatte, sich um die technologischen Aspekte kümmerte. Diese Aufgabenteilung ermöglichte es ihnen, sich schnell auf dem aufstrebenden Markt für elektronische Geräte zu etablieren.

 

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Loewe-Stammhaus 1923 in Berlin-Friedenau, Niedstraße 5

 

Innerhalb desselben Jahres gründeten die Brüder die Loewe-Audion GmbH zur Herstellung von Elektronenröhren und kurz darauf die Loewe Radio GmbH, die sich auf Lautsprecher und Widerstände spezialisierte. Diese strategischen Erweiterungen erlaubten es Loewe, integrierte Lösungen für Rundfunkempfänger anzubieten, was ihnen einen erheblichen Wettbewerbsvorteil verschaffte. 1924 verlegten sie ihre Produktionsstätten nach Berlin-Steglitz und eröffneten dort neue Anlagen für die Fertigung von Einzelteilen und Empfängern. Im selben Jahr wurde die Eudarit-Pressgut GmbH dem Loewe-Konzern angegliedert, was die Produktionskapazität weiter erhöhte. Diese schnelle Expansion war beispielhaft für die dynamische Entwicklung der Rundfunktechnologie in dieser Zeit.

Ein herausragender Meilenstein in der Firmengeschichte war die Entwicklung der Dreifachröhre 3NF im Jahr 1926, die weltweit erste integrierte Schaltung. Diese Innovation kombinierte mehrere elektronische Funktionen in einer einzigen Röhre, was nicht nur die Bauweise von Radios revolutionierte, sondern auch zu erheblichen Kosteneinsparungen in der Produktion führte. Der Loewe Ortsempfänger OE333, der diese Röhre nutzte, stellte einen bedeutenden Fortschritt in der Radiotechnik dar und festigte Loewes Ruf als Innovationsführer in der Branche.

 

2. Expansion und Innovation

In den späten 1920er Jahren begann Loewe mit der Erkundung der Fernsehtechnologie, einer damals noch experimentellen und visionären Branche. 1929 gelang es ihnen, eine Partnerschaft mit John Logie Baird, einem der Pioniere des Fernsehens, zu etablieren. Diese Zusammenarbeit führte zu weiteren Forschungen und der Entwicklung einiger der ersten Fernsehgeräte und -übertragungen in Deutschland. 1931 war ein weiteres bemerkenswertes Jahr für Loewe, als Manfred von Ardenne auf der Berliner Funkausstellung die weltweit erste elektronische Fernsehübertragung vorführte, die auf der Technologie der Kathodenstrahlröhre basierte.

 

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Erster Loewe-Fernseher, 1931

 

Diese Demonstration markierte einen Wendepunkt in der Geschichte des Fernsehens und zeigte das Potenzial des Mediums auf, eine breite Öffentlichkeit zu erreichen. Diese frühen Erfolge im Fernsehen setzten sich trotz wachsender politischer Turbulenzen fort. Loewes Engagement für technische Exzellenz und ihre Bereitschaft, in neue Technologien zu investieren, trugen dazu bei, dass sie an der Spitze der technologischen Entwicklung in Deutschland blieben. Im nächsten Teil werden wir uns mit den Herausforderungen befassen, die Loewe während des Nazi-Regimes zu bewältigen hatte, und wie das Unternehmen nach dem Krieg wieder aufgebaut wurde.

 

3. Entwicklung des Fernsehens

Die Beteiligung von Loewe an der Frühgeschichte des Fernsehens begann 1929 mit einer Partnerschaft mit John Logie Baird, einem Pionier des Fernsehens. Diese Zusammenarbeit führte zu weiteren Forschungen und Entwicklungen in diesem Bereich. Auf der Berliner Funkausstellung 1931 stellte Manfred von Ardenne die weltweit erste elektronische Fernsehübertragung vor, die auf der Technologie der Braunschen Röhre basierte. Dies war ein kritischer Moment, der das Potenzial des Fernsehens als massenmediales Kommunikationsmittel demonstrierte. Trotz der vielen Herausforderungen und Umwälzungen, die das Unternehmen erlebte, bleibt das Erbe von Sigmund und David Loewe in der Geschichte der deutschen Rundfunk- und Fernsehindustrie unvergessen. Ihr Pioniergeist und ihre Innovationskraft legten den Grundstein für viele technologische Fortschritte in der Unterhaltungselektronik. Die Loewe-Werke trugen maßgeblich zur Entwicklung des Radios und des Fernsehens bei und beeinflussten Generationen von Geräten und Technologien, die folgen sollten.

 

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Aktie über 1000 RM der Radioaktiengesellschaft D. S. Loewe vom April 1930

 

4. Schwierigkeiten im Nazi-Regime

Die Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 stellte für die Brüder Loewe und ihr Unternehmen eine ernste Bedrohung dar. Die antisemitische Politik des Regimes zwang David Ludwig Loewe, Deutschland zu verlassen, da er jüdischer Herkunft war. Er emigrierte nach Großbritannien, um der Verfolgung zu entkommen. Sigmund Loewe blieb zunächst und versuchte, das Unternehmen unter den schwierigen neuen Bedingungen zu führen. Die politischen Veränderungen hatten direkte Auswirkungen auf das Unternehmen. Die "Arisierung" der Wirtschaft, eine Politik, die darauf abzielte, jüdische Menschen aus dem wirtschaftlichen Leben Deutschlands auszuschließen, zwang Sigmund schließlich 1938, das Land zu verlassen und das Unternehmen unter nicht-jüdische Leitung zu stellen. Trotz des Verlusts der Gründer und leitenden Köpfe konnte Loewe dank der soliden Grundlagen, die die Brüder gelegt hatten, weiterhin operieren, wenn auch unter anderen Vorzeichen.

 

5. Nachkriegsentwicklung 

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, einem Wendepunkt in der Geschichte der globalen Technik und Industrie, standen die Loewe-Werke vor der gewaltigen Aufgabe, ihre durch den Krieg zerstörten Produktionsstätten wiederaufzubauen. Dies war eine Herausforderung nicht nur hinsichtlich des physischen Wiederaufbaus, sondern auch in Bezug auf die Anpassung an die veränderten technologischen und wirtschaftlichen Bedingungen der Nachkriegszeit. Die unmittelbare Nachkriegsphase sah die Wiederaufnahme der Produktion von Radiogeräten, und später, als die Fernsehtechnologie populärer wurde, auch von Fernsehgeräten. Die 1950er Jahre waren für Loewe eine Zeit der schrittweisen Erholung und Wiederherstellung seiner Markenpräsenz im deutschen Markt. Obwohl das Unternehmen bestrebt war, an seine Vorkriegserfolge anzuknüpfen, erwies sich dies als schwierig. Die technologischen Fortschritte und der verschärfte Wettbewerb in der Unterhaltungselektronik forderten innovative Ansätze und Anpassungen.

Im Jahr 1951 begann das Unternehmen eine neue Ära, indem es seine Organisationsstruktur neu ordnete und unter dem Dach der Loewe-Opta AG neu formierte. Diese Neuausrichtung ermöglichte eine fokussiertere Entwicklung und Vermarktung ihrer Produkte. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten gelang es Loewe, seine Position als führender Hersteller von Qualitätsfernsehern und anderen Unterhaltungselektronikprodukten zu festigen. Die Expansion und das Streben nach technologischer Führerschaft waren in den folgenden Jahrzehnten prägend für die Unternehmensstrategie. Dies umfasste die Einführung des ersten Stereoton-Fernsehers in Europa im Jahr 1981, ein Beweis für Loewes Engagement für Innovation. Die 1980er und 1990er Jahre brachten weitere technologische Fortschritte und Erweiterungen des Produktportfolios.

 

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Teilansicht des Loewe-Werks in Kronach

 

Ein signifikanter Moment in der Unternehmensgeschichte war die Trennung von den Philips-Beteiligungen im Jahr 1985, was Loewe neue Freiheiten in der Unternehmensführung und Unabhängigkeit in der Produktentwicklung ermöglichte. Diese Unabhängigkeit war entscheidend, um in einem schnelllebigen Markt wettbewerbsfähig zu bleiben und die Kontrolle über eigene strategische Entscheidungen zu behalten. Der Börsengang 1999 symbolisierte einen weiteren entscheidenden Schritt in der Expansion und Modernisierung von Loewe. Unter der Führung eines neuen Managements und mit frischem Kapital strebte das Unternehmen danach, seine Position im oberen Segment des Marktes zu festigen und durch innovative Produkte und kluges Marketing weiter zu wachsen.

Trotz dieser Bemühungen sah sich Loewe zu Beginn des 21. Jahrhunderts mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert, darunter ein intensiver Preiswettbewerb, der das Unternehmen finanziell stark belastete. Diese Herausforderungen führten schließlich zu mehreren Restrukturierungsmaßnahmen, darunter die Insolvenzanmeldung 2013 und anschließende Versuche, das Unternehmen durch Partnerschaften und strategische Neuausrichtungen zu stabilisieren.

 

Quellen:

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Siegmund_Loewe

[2] https://www.br.de/franken/inhalt/zeitgeschichte/loewe-geschichte-100.html

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