Max Körting und Körting & Mathiesen AG

Max Körting gründete zusammen mit Wilhelm Mathiesen 1889 die Bogenlampenfabrik Körting & Mathiesen AG in Leipzig, die zu einem führenden Hersteller von Bogenlampen für Straßenbeleuchtungen wurde.

 

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Max Körting

 

Inhaltsverzeichnis:

1. Unternehmensgründung und frühe Jahre
2. Expansion und Entwicklung
3. Eintritt in die Rundfunkindustrie
4. Interne Konflikte und Zweiter Weltkrieg
5. Nachkriegszeit und Weiterentwicklung

 

1. Unternehmensgründung und frühe Jahre

Im Jahr 1889 gründeten Max Körting und Wilhelm Mathiesen in Leipzig die Bogenlampenfabrik Körting & Mathiesen. Das Unternehmen startete zunächst mit einem Fokus auf die Herstellung von Bogenlampen für Straßenbeleuchtungen, einer damals innovativen und wachsenden Industrie. Die Gründung erfolgte zu einer Zeit, als elektrisches Licht begann, traditionelle Beleuchtungsformen wie Gaslampen und Öllampen in urbanen Zentren zu ersetzen. Max Körting, geboren am 19. September 1862 in Leipzig, brachte seine technische Expertise und Erfahrungen, die er während seiner früheren Tätigkeiten bei renommierten Unternehmen wie Carl Zeiss und Schumann & Köppe gesammelt hatte, in das neue Unternehmen ein. Wilhelm Mathiesen, ein autodidaktischer Elektrotechniker, der ebenfalls wertvolle industrielle Erfahrungen mitbrachte, ergänzte Körting perfekt. Das Startkapital für das Unternehmen wurde größtenteils von Körtings Familie bereitgestellt, was die ernsthaften Absichten hinter diesem unternehmerischen Vorhaben unterstrich.

 

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Kandem-Signet von Körting & Mathiesen, ca. 1920

 

 

Das Unternehmen wuchs schnell und machte sich bald einen Namen durch die Qualität und Zuverlässigkeit seiner Bogenlampen. Diese wurden nicht nur in Deutschland, sondern auch international nachgefragt und trugen zur Modernisierung der öffentlichen Infrastruktur bei.

 

2. Expansion und Entwicklung

Die frühen 1900er Jahre waren eine Zeit des rasanten Wachstums und der technologischen Innovationen für Körting & Mathiesen. 1901 wandelte sich das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft um, was zusätzliches Kapital für Expansion und Forschung freisetzte. Die Produktpalette wurde erweitert, um neben Bogenlampen auch andere elektrische Ausrüstungen wie Stromzähler, Transformatoren und später auch Kopiereinrichtungen zu umfassen. 1897 begann das Unternehmen mit dem Bau von Bogenlampen-Scheinwerfern, zunächst für den Einsatz in Theatern, was den Grundstein für spätere Entwicklungen in der Beleuchtungstechnik legte. 1912 starteten sie eine Kooperation mit Heinrich Beck zur Entwicklung von Groß-Scheinwerfern für die Kaiserliche Marine, was das technologische Know-how und die innovative Kapazität des Unternehmens weiter unter Beweis stellte.

 

3. Eintritt in die Rundfunkindustrie

Die 1920er Jahre markierten einen signifikanten Wendepunkt für Körting & Mathiesen, als sie in die aufkommende Rundfunkindustrie eintraten. 1925 gründeten zwei ehemalige Mitarbeiter, Oswald Ritter und Dr. Dietz, die Dr. Dietz & Ritter GmbH, die unter der Lizenz von Körting Radiogeräte und Transformatoren herstellte. Dies war der Beginn der Körting-Radio-Ära, die das Unternehmen erfolgreich in den neuen und schnell wachsenden Markt für Rundfunktechnologie einführte. 1932 begann Körting unter der Marke "Körting-Radio" mit der Produktion von Rundfunkempfängern, darunter innovative Modelle wie die Superheterodynempfänger "Cyclo-Super" und "Hexodensuper". Diese Produkte zeigten Körtings Fähigkeit, sich an neue Markttrends anzupassen und technologische Fortschritte zu nutzen. In den nächsten Teilen der Geschichte werden wir die internen Konflikte, die Herausforderungen während des Zweiten Weltkriegs und die Nachkriegsentwicklung des Unternehmens detailliert betrachten.

 

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4. Interne Konflikte und Zweiter Weltkrieg

Die 1930er Jahre waren für Körting & Mathiesen AG eine Zeit der Herausforderung und Veränderung. Nach dem Ausscheiden von Dr. Dietz übernahm Oswald Ritter die technische Leitung des Unternehmens. Ritter war maßgeblich an der Weiterentwicklung und Innovation der Produktpalette beteiligt, insbesondere im Bereich der Rundfunkempfänger, die sich großer Beliebtheit erfreuten. Jedoch führten die zunehmenden politischen Spannungen und die Machtergreifung der Nationalsozialisten zu internen Konflikten innerhalb des Unternehmens. Die politische Lage beeinflusste die Geschäftstätigkeiten erheblich, und mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde das Unternehmen in die Kriegswirtschaft eingegliedert. Die Produktion wurde auf Kriegsgüter umgestellt, darunter Kommunikationstechnik für das Militär. Trotz der schwierigen Umstände gelang es dem Unternehmen, seine technologische Expertise zu bewahren und weiterhin innovative Produkte zu entwickeln. Die Fabrikationsstätten in Leipzig-Leutzsch blieben während des Krieges größtenteils verschont, doch die letzten Kriegsjahre und die anschließende Besetzung durch alliierte Truppen führten zu erheblichen Einschränkungen und letztendlich zur Enteignung des Unternehmens im Jahr 1946.

 

5. Nachkriegszeit und Weiterentwicklung

Die Nachkriegszeit stellte die Körting & Mathiesen AG vor große Herausforderungen. Die Enteignung durch die sowjetische Besatzungsmacht führte zur Aufteilung und Verstaatlichung der Unternehmensanlagen in Ostdeutschland. Die Fabrik in Leipzig wurde in den VEB Funkwerk Leipzig überführt, was das Ende der Körting & Mathiesen AG in ihrer ursprünglichen Form markierte. Trotz dieser Widrigkeiten gründete Oswald Ritter in Westdeutschland neue Produktionsstätten. Im Jahr 1949 etablierte er in Marquartstein, Bayern, eine neue Firma, die sich auf die Herstellung von Rundfunk- und später Fernsehgeräten konzentrierte. Diese Neugründung, bekannt als Körting Radio Werke, spiegelte den unermüdlichen Unternehmergeist und die Innovationskraft der Firmengründer wider.

In den folgenden Jahrzehnten expandierte das Unternehmen weiter und passte sich den sich schnell ändernden Technologien der Rundfunk- und Fernsehindustrie an. Trotz starker Konkurrenz durch andere deutsche und internationale Hersteller gelang es Körting, eine Nische für hochwertige Unterhaltungselektronik zu behaupten. Allerdings führten wirtschaftliche Schwierigkeiten schließlich 1978 zum Konkurs des Unternehmens. In den 1980er Jahren wurde das Unternehmen von Gorenje, einem slowenischen Hersteller, übernommen. Diese Übernahme markierte das Ende der Marke Körting als eigenständiges Unternehmen, obwohl einige der von Körting entwickelten Technologien und Produkte weiterhin unter neuen Markennamen fortgeführt wurden.

 

Quellen:

[1] http://www.becklaser.de/heinbeck/mkoerting1.html

[2] https://www.swa-leipzig.de/news-detail/nachlass-max-k%C3%B6rting-%C3%BCbernommen.html

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