3.76 Radio Rohde, Berlin
Zeitgleich mit dem Beginn des deutschen Rundfunks hatte der 29-jährige Carl Rohde in der Berliner Gauß-Schule sein Ingenieurs-Examen abgelegt und stürzte sich auch gleich ins Radio-Abenteuer. In seiner 1923 eröffneten „Technischen Werkstätte“ baute er die ersten Empfangsgeräte mit dem „RR“-Firmenemblem. Zu sehen waren sie auf der Berliner Funkausstellung (noch in der Holzhalle), diese „Radio-Rohde“-Detektor- und Röhrenapparate, und auch die Bastelkästen.
Foto vom Stand „Radio-Rohde“ auf der Funk-Ausstellung 1924
„Wie wenig wußte ich dortmals von der internationalen Patentlage auf dem Gebiete des Radios“ – erzählte Carl Rohde 1953 einem Reporter – „bis ein Brief von Telefunken kam: Sie haben... im Falle der Nichtbefolgung... weiter brauchte ich gar nicht zu lesen“. Der bedrohliche Brief tat seine Wirkung: „...ich sah ein, daß das mit dem Fabrizieren für mich nicht die richtige Tour war, dafür machte ich den ersten Radioladen in Moabit auf".
Weil Carl Rohde nicht die Telefunken-Bauerlaubnis hatte, lieferte er das hier abgebildete RR-Gerät, bestehend aus einem Detektorapparat mit Röhrenverstärker, offiziell in Einzelteilen zum Selbstbau. Es ist aber nicht auszuschließen, dass auch betriebsbereite „RR“-Apparate über den Ladentisch gingen.
Letztmals findet man über Rohdes Zusammenstellungen eine Notiz im „Radio-Händler“ 1925: „Die Firma Radio-Rohde, Berlin NW, Stromstr. 27, beschäftigt sich in der Hauptsache mit der Herstellung von Detektorapparaten und Experimentierkästen zum Bau von Ein- und Zweiröhrengeräten“ – danach widmete sich Carl Rohde ganz dem Fachhandel, legte aber besonderen Wert auf eine leistungsfähige Reparaturwerkstatt. Darin entstanden in der Nachkriegszeit auch selbstgebaute Empfänger einfachster Art.
Auf diesem RR-Gerät ist der „Sensiblator“, ein Kristalldetektor der Frankfurter Firma Breker, Löffler & Co. zu erkennen; seine Schutzkappe liegt vor dem Gerät. Der Spulenkoppler stammt (wie beim andern RR-Radio) aus dem Hause Huth, und auch die aufgesteckten Spulen. Daneben steckt eine Röhre besonderer Art: es ist die gasgefüllte „Duotronröhre“ der Berliner Ultra-Röhrenfabrik Dr. Nickel. Zwei Triodensysteme enthält diese mit sechspoligem Spezialsockel versehene Verbundröhre.
Nicht nur aus der Werkstatt von Radio-Rohde kamen solche Notzeit-Radios, viele bauten damals Einkreiser, etwas später auch die Berliner Firma Fritz Rohde (Edly). Der Radiohistoriker muss höllisch aufpassen, um entsprechende Nachkriegsprodukte nicht dem falschen Hersteller zuzuordnen. Radio-Rohde, 1923 von dem als „Funkpionier“ geehrten Carl Rohde gegründet, seit den Siebzigern im Besitz des Griechen Antoniadis Avraam, beging 1998 das „75-jährige“.