3.62 Neufeldt & Kuhnke (Nordmark), Kiel
Gegründet wurde die Firma 1899 von dem Ingenieur Hans Neufeldt und dem Kaufmann Karl Kuhnke. In den Werkstätten zur Ausführung feinmechanischer und elektrotechnischer Anlagen wurden vor allem Schiffsausrüstungen geplant, gebaut und installiert. 1925 fertigte N & K Drehstrom- sowie Rohöl-Motoren, ortsfest und für die Schifffahrt.
Inserat aus: „ETZ“, Sept. 1919
Bereits 1922 soll auch schon (nicht für Deutschland) ein Röhrenempfänger mit eingebautem Lautsprecher im Fertigungsprogramm gewesen sein, danach beschränkte sich die Firma auf die Kopfhörer- und Lautsprecher-Fabrikation.
Ausnehmend schön war das (unter „Lautsprecher“ abgebildete) 1924er Modell in Edelholz – ein Schallreflex System. Ihm folgte – in Metall – der schlichte „liegende Trichter“, ein Erfolgsmodell, das in großen Stückzahlen gefertigt wurde und heute noch auf Radio Flohmärkten auftaucht.
Inserat aus: Funk-Almanach 1924
1932 soll es der nach amerikanischen Patenten gebaute FarrandInductor gewesen sein, welcher mit seinem magnetischen Vierpolsystem als der „Klassenbeste“ galt. Inzwischen war N & K aber wieder ins Empfänger-Geschäft eingestiegen und brachte Geräte auf den Markt, welche aus dem Rahmen fielen. Schon 1928 gab es den Netzanschluss Empfänger Überland und Mehr (nicht Meer), dann den Stadt und Land. Auch Schrank-Modelle offerierte N & K 1928:
Die Kleine und die Große Truhe.
Inserat aus: „Radio“, März 1929
1933 erschien der Funkspiegel. Die seitenverkehrt bedruckte Skala wurde in einem ausklappbaren Nickelspiegel sichtbar.
Stadt und Land heißt der ausgestellte Zweiröhren-Netzempfänger im Blechkasten, Baujahr 1929. Bestückt wurde dieser schlichte Einkreiser (ein Nachfolger des teureren Überland und Mehr) mit den Röhren REN 1104, RE 134 und RGN 1503. Das Gerät im Bild ist der Funkspiegel von 1933. Die hinterleuchtete Skala wurde seitenverkehrt eingesetzt, im ausklappbaren Spiegel liest man wieder richtig. Dieser Einkreiser mit den Röhren RENS 1284, RES 164 und RGN 504 hat auch einen Kurzwellenbereich – aber 1933 hatten den viele. Radios von Neufeldt & Kuhnke waren meist „etwas anders als die anderen“ – so auch diese beiden.
Die interessantesten N & K Empfänger jedoch – unsere Sammlerträume – sind die Nordmark Wählscheiben Superhets. Im Hochformat wurde das erste Modell schon 1935 offeriert, ob es aber auch auf den Markt kam, das ist äußerst zweifelhaft.
Nachweisbar ist die 1936er Ausführung im Querformat. Bei diesem Modell, von dem nur noch wenige Exemplare vorhanden sind, wird der Sender durch eine zweistellige Zahl mittels der – links vom Senderverzeichnis angeordneten – Telefon Wählscheibe eingestellt. Die erste „digitale“ Senderwahl.
Als Eigenentwicklung hatte die Firma, welche letztmals 1936 unter „Neufeldt & Kuhnke“ zu finden war, noch Ein und Zweikreiser im Programm. „Europas erster fernbedienter Superhet“, von N & K auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1936 vorgeführt, ging wohl nicht mehr in Produktion.
1935 hätte der N & K „Wählscheiben-Superhet“ schon erscheinen sollen, wahrscheinlich wurde er aber erst im Folgejahr in den Handel gebracht. Ein Drehkondensator zur Sendereinstellung ist im Nordmark Oktodensuper nicht drin – man wählt nur eine zweistellige Zahl und stellt damit die dem gewünschten Sender entsprechende Schwingkreis-Kapazität ein (wenn alles richtig abgeglichen ist und die Silberbeläge nicht gealtert bzw. sulfidiert sind, geht das auch). Hinter der rechts sichtbaren „Skala“ bewegt sich kein Zeiger – sie ist nur ein mit zweistelligen Nummern versehenes Senderverzeichnis. Einen Verkaufserfolg erlebte N & K mit diesem Modell nicht und von den einst verkauften Geräten wurden noch manche (mittels Drehkondensator) auf normale Sendereinstellung umgebaut. Daher zählt ein Originalgerät mit intakter Wählautomatik zu den besonderen Sammler-Raritäten.
1937 bevorzugte man für das Fabrikat den bisherigen Gerätenamen „Nordmark“ (so im illustrierten Radiokatalog) und im Handbuch des deutschen Rundfunkhandels findet man es unter „Hagenuk“ (Hanseatische Apparatebau Ges. Neufeldt & Kuhnke). Das Innenleben der Nordmark Geräte kam ab 1937 von Blaupunkt. Ein Beispiel: der vom Hagenuk offerierte Nordmark 128 W entspricht dem Blaupunkt 2 W 17.
Den Einkreiser Nordmark 128 W, welchen N & K 1937/38 verkaufte, findet man im WDRG-Katalog dieser Saison unter dem Firmennamen „Hagenuk“. Gefertigt wurde er von der Bosch-Tochter Blaupunkt, welche dasselbe Gerät im schöneren Edelholzgehäuse (unten im Bild) als 2 W 17 offerierte. Das kostete 154.-, der Nordmark 155.- RM.
„Ist das nicht auch ein Blaupunkt“?, wird der Sammler verlauten lassen, wenn er den links abgebildeten Hagenuk-Super Nordmark 769 W von 1938 erblickt. Er sieht dem Blaupunkt 4 W 77 von 1937 nicht nur ähnlich, er kommt auch aus diesem Hause. Die Röhrenbestückung ist fast gleich, nur die AM 2 wurde durch eine EFM 11 ersetzt. Ansonsten blieb es bei den A-Röhren: ACH 1, AF 3, AB 2, AL 4 und AZ 1.
Schließlich war auch der rechts abgebildete Nordmark 659 W wieder ein Blaupunkt. Dort hieß der schlichte Superhet im Bakelitgehäuse 5 W 68 und das bedeutete: 5 Röhren, Wechselstrom-Empfänger, 6 Kreise, Baujahr 1938. N & K ging mit der Typenbezeichnung schon ins Folgejahr.
Von den „Blaupunkt“-Modellen abgesehen, sind nicht viele N & K -Radios bekannt. Neben den abgebildeten Geräten zählt auch der 1928 erschienene Zweiröhren-Netzempfänger Überland und Mehr zu den Wünschen des N&K-Sammlers. Dieser zur Befestigung an einer Wand vorgesehene Einkreiser wurde 1929 auch noch mit drei Röhren angeboten.
Ein 1934 im „Funkschau“-Heft 13 vorgestellter Zweiröhrenapparat mit Bandfilter kam schon gar nicht in die Kataloge. Dessen Nachfolger, der Nordmark 158 steht im 1935er-Katalog als „Zweiröhren-Einkreis-Bandfilter-Wechselstrom-Empfänger“ – ein Widerspruch in sich. Auch sonstige Nordmark-Empfänger wie etwa der Torpedo, 237 (mit 4-Gang-Drehko) führten ein Schattendasein. Bei den wenigen Bekannten aber handelt es sich um ganz besondere. Deshalb sind solche N&K-Modelle (z.B. Funkspiegel mit der Loftin-White-Schaltung etc.) gesucht und ganz oben auf des Sammlers Wunschliste steht natürlich der zuvor beschriebene „Wählscheiben-Super“ – ein Juwel unter den Radioraritäten.
Letztmals findet man Hagenuk- (Blaupunkt-) Radios im Katalog 1938; in der 1939er Ausgabe war die Firma nicht mehr vertreten.
Nordmark, siehe: „ Funkschau“ 1934
Die Geschichte des Unternehmens ab 1945 wird im Kapitel 9 – Chroniken westdeutscher Nachkriegs-Radiofirmen - unter „Hagenuk“ fortgesetzt.