Rundfunksender Königs Wusterhausen
Königs Wusterhausen ist ein historischer Ort für die Entwicklung des Rundfunks in Deutschland. Die erste Rundfunkausstrahlung in Deutschland fand hier statt, was den Beginn einer neuen Ära in der Kommunikation markierte. Dieser Beitrag beleuchtet die Geschichte, Bedeutung und technischen Aspekte des Rundfunksenders in Königs Wusterhausen. Wir werfen einen Blick auf die Anfänge, die technische Infrastruktur, das Sender- und Funktechnikmuseum sowie die Menschen, die diese Entwicklung geprägt haben.
1. Geschichte
1.1 Erste Rundfunkausstrahlung
Am 22. Dezember 1920 fand in Königs Wusterhausen die erste Rundfunkausstrahlung in Deutschland statt, die als Meilenstein in der Geschichte der Rundfunktechnik gilt. Diese historische Ausstrahlung wurde von einer Gruppe engagierter Techniker und Funkamateure, meist Mitarbeiter der Deutschen Reichspost, durchgeführt. Die Veranstaltung beinhaltete die Übertragung von Musikdarbietungen und sprachlichen Mitteilungen, die erstmals ein breites Publikum erreichten und den Beginn einer neuen Ära der Kommunikation markierten. Die technische Umsetzung dieser ersten Rundfunkausstrahlung erforderte innovative Ansätze und den Einsatz damals modernster Technik. Die Übertragung erfolgte von einer provisorischen Sendeanlage auf dem sogenannten Funkerberg, einem Hügel, der aufgrund seiner erhöhten Lage und der damit verbundenen besseren Empfangsbedingungen gewählt wurde. Auf dem Funkerberg war eine Funkstation der Reichswehr installiert, die während des Ersten Weltkriegs als militärische Funkstation diente. Nach Kriegsende übernahm die Deutsche Reichspost die Anlagen und baute sie für zivile Zwecke um.
Arbeiter auf dem Funkturm 1925
Die Technik, die für die erste Rundfunkausstrahlung verwendet wurde, basierte auf Lichtbogensendern. Diese Sender erzeugten kontinuierliche Wellen und wurden ursprünglich für die drahtlose Telegraphie entwickelt. Die Lichtbogensender in Königs Wusterhausen waren in der Lage, Schallwellen zu modulieren und damit Sprach- und Musiksignale zu übertragen. Diese Modulation der Wellen war eine der wesentlichen technischen Herausforderungen, die gelöst werden mussten, um eine klare und verständliche Übertragung zu gewährleisten. Die erste Ausstrahlung nutzte eine Sendeleistung von etwa 3,5 Kilowatt, was zu dieser Zeit als ausreichend für eine Reichweite von mehreren Kilometern angesehen wurde. Die Antennenanlage bestand aus einfachen Drahtkonstruktionen, die zwischen hohen Masten gespannt waren. Diese Masten waren ursprünglich für militärische Zwecke errichtet worden und boten eine ideale Infrastruktur für die neuen Rundfunkexperimente.
Die Vorbereitung der ersten Rundfunkausstrahlung erforderte sorgfältige Planung und zahlreiche Tests. Die Techniker mussten sicherstellen, dass die Übertragung stabil und klar war, was durch kontinuierliche Anpassungen und Optimierungen der Ausrüstung erreicht wurde. Die Sendung selbst wurde in einem provisorischen Studio auf dem Funkerberg vorbereitet. Das Studio war einfach ausgestattet, aber funktional genug, um eine qualitativ akzeptable Ausstrahlung zu ermöglichen. Am Abend des 22. Dezember 1920 wurde schließlich die erste Sendung ausgestrahlt. Sie begann mit einem Weihnachtskonzert, bei dem verschiedene Musikstücke gespielt wurden. Die Auswahl der Musik war sorgfältig getroffen worden, um die Fähigkeiten der Übertragungstechnologie zu demonstrieren. Zusätzlich zu den musikalischen Darbietungen wurden auch sprachliche Beiträge ausgestrahlt, darunter Grußworte und Erklärungen zur Funktionsweise der neuen Technologie.
Blick auf die Funkmasten des Deutschlandsenders im Jahr 1926
Die Resonanz auf die erste Rundfunkausstrahlung war überwältigend positiv. Zahlreiche Hörer meldeten sich und berichteten von einem klaren Empfang der Sendung, was die Techniker ermutigte, weitere Experimente und Verbesserungen vorzunehmen. Diese erste erfolgreiche Ausstrahlung legte den Grundstein für die kontinuierliche Weiterentwicklung der Rundfunktechnik in Deutschland. Die erste Rundfunkausstrahlung in Königs Wusterhausen ist ein bedeutendes Beispiel für die Innovation und den Pioniergeist, der die Anfänge des Rundfunks prägte. Sie zeigte, dass die drahtlose Übertragung von Sprach- und Musiksignalen nicht nur möglich, sondern auch praktisch umsetzbar war. Dies ebnete den Weg für die rasche Expansion des Rundfunks und dessen Etablierung als wichtiges Medium der öffentlichen Kommunikation und Unterhaltung. Die technologische Grundlage, die in Königs Wusterhausen geschaffen wurde, beeinflusste die Entwicklung der Rundfunktechnik weltweit und markierte einen Wendepunkt in der Geschichte der Kommunikationstechnologien.
1.2 Funkerberg
Nach der ersten erfolgreichen Rundfunkausstrahlung am 22. Dezember 1920 setzte die Deutsche Reichspost in Königs Wusterhausen ihre Bemühungen fort, den Sendebetrieb zu professionalisieren und zu erweitern. Die Techniker und Ingenieure auf dem Funkerberg standen vor der Herausforderung, die Reichweite und Qualität der Rundfunksendungen kontinuierlich zu verbessern, um ein immer größeres Publikum zu erreichen. Ein wesentlicher Schritt in der Entwicklung des Sendebetriebs war die Verbesserung der Sendetechnik. Die anfänglich eingesetzten Lichtbogensender wurden weiterentwickelt und durch Röhrensender ersetzt, die eine stabilere und klarere Übertragung ermöglichten. Röhrensender boten eine höhere Sendeleistung und eine bessere Modulationsfähigkeit, was zu einer deutlich verbesserten Klangqualität führte. Diese technische Weiterentwicklung war entscheidend, um die wachsende Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Rundfunksendungen zu befriedigen.
Mit der Einführung der Röhrensender konnte auch die Reichweite der Ausstrahlungen erheblich gesteigert werden. Die höheren Sendeleistungen ermöglichten es, Signale über größere Entfernungen zu übertragen, wodurch das Empfangsgebiet deutlich ausgeweitet wurde. Diese Verbesserung war besonders wichtig, um die ländlichen Gebiete zu erreichen, die bis dahin nur eingeschränkten Zugang zu den neuen Rundfunkdiensten hatten. Parallel zur technischen Weiterentwicklung wurde auch die Infrastruktur auf dem Funkerberg ausgebaut. Neue Sendemasten und Antennenanlagen wurden errichtet, um die Effizienz der Signalübertragung zu maximieren. Die Anordnung der Antennen und die Höhe der Masten wurden so optimiert, dass eine möglichst flächendeckende Versorgung gewährleistet war. Diese Maßnahmen trugen dazu bei, die Verbreitung der Rundfunksignale in ganz Deutschland zu verbessern.
Bauarbeiten am Stahlfachwerkturm (1925)
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Entwicklung des Sendebetriebs war die Einführung regelmäßiger Programmsendungen. Nach den ersten experimentellen Ausstrahlungen wurden feste Sendezeiten und Programmschemata etabliert. Dies ermöglichte es den Hörern, sich auf bestimmte Sendungen zu verlassen und ihre Empfangsgeräte entsprechend einzustellen. Zu den ersten regelmäßigen Programmen gehörten Nachrichten, Musiksendungen und Unterhaltungsbeiträge, die auf breite Zustimmung stießen. Die Programminhalte wurden kontinuierlich erweitert und diversifiziert. Musiksendungen bildeten einen wesentlichen Bestandteil des Programms und umfassten verschiedene Musikgenres, von klassischer Musik bis hin zu populären Schlagern. Auch Bildungssendungen und kulturelle Beiträge wurden eingeführt, um die Hörer nicht nur zu unterhalten, sondern auch zu informieren und zu bilden.
Ein bedeutender Meilenstein in der Geschichte des Rundfunks in Königs Wusterhausen war die Einführung des Wirtschaftsrundfunks im Jahr 1922. Diese speziellen Sendungen richteten sich an Unternehmer und Geschäftsleute und boten aktuelle Informationen über wirtschaftliche Entwicklungen, Börsenkurse und Markttendenzen. Der Wirtschaftsrundfunk war ein früher Vorläufer der heutigen Wirtschaftsnachrichten und trug zur Etablierung des Rundfunks als wichtige Informationsquelle bei. Die kontinuierliche Erweiterung des Programmangebots und die Verbesserung der technischen Infrastruktur führten zu einer zunehmenden Popularität des Rundfunks. Die Zahl der Rundfunkempfänger stieg rapide an, und immer mehr Haushalte investierten in Rundfunkgeräte, um die neuen Möglichkeiten der drahtlosen Kommunikation zu nutzen. Der Rundfunk entwickelte sich schnell zu einem wichtigen Medium, das die Menschen in ihren Alltag integrierten.
Die Entwicklung des Sendebetriebs in Königs Wusterhausen war auch von organisatorischen Veränderungen begleitet. Die Deutsche Reichspost, die zunächst die Hauptverantwortung für den Rundfunkbetrieb trug, arbeitete eng mit anderen staatlichen und privaten Institutionen zusammen, um den Rundfunk weiter auszubauen. Diese Zusammenarbeit ermöglichte es, technische und organisatorische Herausforderungen effizient zu bewältigen und den Rundfunkbetrieb auf eine solide Basis zu stellen. Die erfolgreiche Entwicklung des Rundfunks in Königs Wusterhausen diente als Modell für andere Rundfunkstationen in Deutschland und weltweit. Die Erfahrungen und technischen Innovationen, die auf dem Funkerberg gemacht wurden, hatten einen weitreichenden Einfluss auf die globale Entwicklung des Rundfunks. Königs Wusterhausen etablierte sich als ein zentraler Ort in der Geschichte des Rundfunks und trug maßgeblich zur Verbreitung dieser neuen Technologie bei.
Der Mittelturm von Königs Wusterhausen
Der Mittelturm auf dem Funkerberg in Königs Wusterhausen war ein bemerkenswertes technisches Bauwerk, das sowohl architektonisch als auch funktional eine Schlüsselrolle in der Geschichte des Rundfunks in Deutschland spielte. Dieser Abschnitt widmet sich der Geschichte, der Konstruktion und den Ereignissen rund um den Mittelturm. Am 22. Dezember 1920 wurde die erste deutsche Radiosendung aus dem Senderhaus 1 auf dem Funkerberg in Königs Wusterhausen ausgestrahlt. Die zunehmende Bedeutung des Rundfunks führte in den folgenden Jahren zu einem rasanten Ausbau der Sendeinfrastruktur. Auf dem Funkerberg entstand neben dem Senderhaus 2 eine gewaltige Antennenanlage, deren zentrales Element der Mittelturm war.
Der Mittelturm von Königs Wusterhausen
Bau und Konstruktion
Mit dem Bau des Senderhauses 2 im Jahr 1923 wurden auch die dazugehörigen Antennenanlagen notwendig. Zwischen 1923 und 1925 wurden insgesamt sechs 210 Meter hohe Stahlgittermasten als Antennenträger errichtet. In deren Mitte stand ein Sendemast, der als Zentrum der Flächenantennen dienen sollte. Aufgrund der hohen Belastungen begann 1925 der Bau des Mittelturms, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. Der Mittelturm, errichtet von den Honnef-Werken in Dinglingen (Lahr), war eine einzigartige Konstruktion. Der etwa 700 Tonnen schwere freistehende Turm aus Flussstahl hatte einen dreieckigen Querschnitt. Von den drei in einem Abstand von 50 Metern stehenden Fußpunkten führten seitliche Stützen zu einem Portal in etwa 30 Meter Höhe. Von dort verjüngte sich der Turm bis auf 230 Meter. Alle 20 Meter wurden die Eckstiele durch waagerechte Zwischenstreben verbunden, die als Wartungsbühnen dienten. Eine geschlossene Plattform mit einem Durchmesser von 10 Metern und einer Höhe von mehreren Metern bildete den oberen Abschluss. Auf dieser Plattform befanden sich die Beleuchtungsanlagen.
Das Zentrum des Mittelturms bildete eine 90 cm durchmessende Röhre, die einen Lastenaufzug und eine senkrechte Steigleiter enthielt. Um diese Röhre führte eine Wendeltreppe mit über 1300 Stufen bis zur Turmspitze. Von hier aus konnten auch die Wartungsebenen erreicht werden. Für die Befestigung der Antennenanlagen war in 231 Metern Höhe ein Stahlring angebracht, von dem die Antennen gehalten wurden. Die Konstruktion wurde so berechnet, dass die Windlast ein Vielfaches der Antennenlast betrug. Bei der Inbetriebnahme des Mittelturms im Jahr 1926 war er das höchste Bauwerk in Deutschland.
Mittelturm mit der Funkschule davor
Geschichten um den Mittelturm
Der Mittelturm war nicht nur ein technisches Meisterwerk, sondern auch Schauplatz zahlreicher Geschichten. Techniker benötigten etwa 45 Minuten, um über die Wendeltreppe bis zur obersten Plattform zu gelangen, weshalb sie ihre Mittagspause oft dort oben verbrachten. Ursprünglich sollte auf der Plattform in 230 Meter Höhe ein Kurzwellensender installiert werden, doch der Versailler Vertrag verhinderte diesen Plan. Der Aufzug in der Mittelröhre, der für den Transport von Personen vorgesehen war, wurde nach einem Unfall verboten. Ob er dennoch von Technikern genutzt wurde, bleibt unklar. Die obere Plattform, die die Aufzugsmaschine und die Winden für die Antennenseile beherbergte, war ein rundherum geschlossener Raum. Es wurde vermutet, dass ein nicht geschlossenes Fenster bei dem Orkan 1972 Resonanzen erzeugte, die den Turm zum Einsturz brachten. Diese Theorie konnte jedoch nicht bestätigt werden.
Fall des Mittelturmes
Ein jähes Ende für den höchsten Antennenträger
Am 13. November 1972 tobte der Orkan „Quimburga“ über dem Funkerberg. Die 47 Jahre alte Konstruktion konnte der Belastung nicht mehr standhalten. Der Mittelturm begann zu schwingen, sackte zusammen und fiel schließlich zur Seite. Durch den Sturz wurden alle befestigten Antennen und eine Stromversorgung unbrauchbar. Glücklicherweise kam kein Mitarbeiter zu Schaden. Innerhalb weniger Stunden wurden die wichtigsten Sender wieder in Betrieb genommen. Die Ursache für den Einsturz wurde in einer gebrochenen Querstrebe in etwa 30 Meter Höhe gefunden, die den Belastungen nicht mehr gewachsen war. Ohne den Mittelturm mussten die Antennen am Senderhaus 2 umgebaut werden. Die umliegenden 210 Meter hohen Masten wurden teilweise abgebaut und anderswo wiederverwendet. Mast 17 blieb erhalten und ist heute der älteste Antennenträger in Deutschland.
Der Mittelturm heute
Im Museum auf dem Funkerberg steht ein kleines maßstabsgetreues Modell des gesamten Funkerberggeländes, das die zentrale Rolle des Mittelturms als Antennenträger zeigt. Im Stadtwappen von Königs Wusterhausen nimmt der Mittelturm ebenfalls einen wichtigen Platz ein und erinnert an die bedeutende Rolle der Stadt in der Geschichte des deutschen Rundfunks.
2. Technische Entwicklung
2.1 Sendeanlagen
Die Sendeanlagen in Königs Wusterhausen spielten eine zentrale Rolle in der Entwicklung und Verbreitung des Rundfunks in Deutschland. Die technische Ausstattung und die kontinuierliche Verbesserung der Sendeanlagen waren entscheidend für die Reichweite und Qualität der Rundfunksendungen, die von dieser historischen Stätte ausgingen.
Die Anfänge der Sendeanlagen
Die ersten Sendeanlagen in Königs Wusterhausen wurden auf dem Funkerberg installiert, einem strategisch günstig gelegenen Hügel, der optimale Bedingungen für die Funkübertragung bot. Zu Beginn wurden Lichtbogensender verwendet, die für ihre Zeit innovative und leistungsfähige Geräte waren. Diese Lichtbogensender ermöglichten die drahtlose Übertragung von Sprach- und Musiksignalen über große Entfernungen. Sie waren jedoch technisch begrenzt in ihrer Fähigkeit, stabile und klare Signale zu erzeugen.
Frühe Aufnahmen der Versuchsstelle in Königs Wusterhausen
Einführung der Röhrensender
Mit der Weiterentwicklung der Funktechnik wurden die Lichtbogensender durch Röhrensender ersetzt. Röhrensender, die Elektronenröhren zur Verstärkung und Modulation von Signalen nutzten, boten eine deutlich höhere Sendeleistung und bessere Modulationsfähigkeit. Diese neuen Sender ermöglichten eine klarere und stabilere Übertragung, was die Qualität der ausgestrahlten Programme erheblich verbesserte. Die Einführung der Röhrensender markierte einen wichtigen Fortschritt in der Rundfunktechnik und trug zur Etablierung des Rundfunks als zuverlässiges Kommunikationsmedium bei.
Ausbau der Antennenanlagen
Parallel zur Verbesserung der Sendetechnik wurde auch die Antenneninfrastruktur auf dem Funkerberg erheblich ausgebaut. Die ursprünglichen einfachen Drahtantennen wurden durch komplexere Antennensysteme ersetzt, die eine bessere Signalübertragung ermöglichten. Die neuen Antennen waren zwischen hohen Masten gespannt, die speziell für diesen Zweck errichtet wurden. Diese Masten waren zum Teil über 200 Meter hoch und ermöglichten eine weite Ausbreitung der Rundfunksignale. Die Anordnung der Antennen und die Höhe der Masten wurden sorgfältig optimiert, um eine möglichst flächendeckende Versorgung zu gewährleisten. Durch diese Verbesserungen konnten die Rundfunksignale nicht nur in der näheren Umgebung, sondern auch in weiter entfernten Regionen empfangen werden. Dies war besonders wichtig für die ländlichen Gebiete, die bis dahin nur eingeschränkt Zugang zu den neuen Rundfunkdiensten hatten.
Senderhaus 1, von Westen gesehen
Technologische Innovationen und Erweiterungen
Die Rundfunkstation in Königs Wusterhausen war stets bestrebt, an der Spitze der technologischen Entwicklung zu bleiben. In den 1930er Jahren wurden Kurzwellensender eingeführt, die eine noch größere Reichweite ermöglichten und internationale Übertragungen erleichterten. Diese Kurzwellensender nutzten Frequenzen, die sich besonders gut für die Übertragung über große Entfernungen eigneten, insbesondere nachts, wenn die Ausbreitungsbedingungen für Kurzwellen optimal waren. Zusätzlich zu den Kurzwellensendern wurden auch Mittelwellen- und Langwellensender installiert. Jede dieser Frequenzbänder hatte ihre eigenen Vorteile: Mittelwelle bot eine gute Reichweite und konnte sowohl tagsüber als auch nachts zuverlässig empfangen werden, während Langwelle besonders für die großflächige Versorgung geeignet war. Die Kombination dieser verschiedenen Frequenzbänder ermöglichte eine umfassende und flexible Nutzung der Rundfunktechnik.
Die Bedeutung der Sendeanlagen für den Rundfunk
Die Sendeanlagen in Königs Wusterhausen waren ein zentraler Bestandteil der deutschen Rundfunkinfrastruktur. Sie spielten eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung von Rundfunkprogrammen und trugen wesentlich dazu bei, den Rundfunk in Deutschland und darüber hinaus zu etablieren. Die kontinuierlichen Verbesserungen der Sendeanlagen und die Einführung neuer Technologien spiegelten den Fortschritt und die Innovationskraft der Rundfunktechnik wider.
Die technischen Errungenschaften und die strategische Planung, die in die Entwicklung der Sendeanlagen in Königs Wusterhausen investiert wurden, legten den Grundstein für die moderne Rundfunktechnologie. Sie ermöglichten eine zuverlässige und qualitativ hochwertige Übertragung von Programmen und trugen zur Informations- und Unterhaltungskultur bei, die der Rundfunk bis heute bietet. Die Sendeanlagen in Königs Wusterhausen sind somit nicht nur ein wichtiger Teil der deutschen Rundfunkgeschichte, sondern auch ein Symbol für den technologischen Fortschritt und die Innovationskraft in der Kommunikationsgeschichte.
2.2 Innovationen
Der Sender Königs Wusterhausen war nicht nur eine bedeutende Sendeanlage in Deutschland, sondern auch ein Ort kontinuierlicher technischer Innovation. Diese Innovationen trugen entscheidend dazu bei, die Reichweite, Qualität und Effizienz der Rundfunksendungen zu verbessern. Im Folgenden werden einige der wichtigsten technologischen Fortschritte beschrieben, die am Sender Königs Wusterhausen entwickelt und umgesetzt wurden.
Entwicklung und Einführung von Röhrensendern
Die Einführung von Röhrensendern stellte einen wesentlichen Fortschritt in der Rundfunktechnik dar. Vor der Verwendung von Röhren waren Lichtbogensender die primäre Technologie, die jedoch eine begrenzte Leistung und Effizienz aufwiesen. Die Röhrensender, entwickelt durch Pioniere wie Dr. Hans Bredow und Dr. Alexander Meißner, ermöglichten eine höhere Sendeleistung und eine klarere Modulation. Diese Innovation führte zu einer deutlich verbesserten Signalqualität und einer stabileren Übertragung von Rundfunkprogrammen.
Kurzwellensender und internationale Übertragungen
Ein weiterer bedeutender Schritt war die Entwicklung und der Einsatz von Kurzwellensendern. Diese Sender nutzten Frequenzen im Kurzwellenbereich, die es ermöglichten, Signale über große Entfernungen zu übertragen, indem sie von der Ionosphäre reflektiert wurden. Diese Technologie ermöglichte es, Rundfunksendungen weltweit zu empfangen und machte den Sender Königs Wusterhausen zu einem wichtigen Knotenpunkt für internationale Kommunikation. Der erste Kurzwellensender wurde Mitte der 1920er Jahre in Betrieb genommen und ermöglichte es, Programme in Länder wie die USA und Australien zu senden.
Konstruktion moderner Antennenanlagen
Die Antennentechnik spielte eine zentrale Rolle in der Innovationsgeschichte des Senders Königs Wusterhausen. Hochentwickelte Antennenkonstruktionen, wie die Rahmenantennen und später die T-Antennen, ermöglichten eine effektivere Ausstrahlung und Empfang von Signalen. Die Installation des 210 Meter hohen Sendemastes, bekannt als "Mast 17", und der 243 Meter hohe Mittelturm waren entscheidend für die Reichweite und Leistungsfähigkeit der Sendeanlage. Diese Türme ermöglichten eine erhebliche Erhöhung der Sendeleistung und verbesserten die Signalqualität.
Der einzige noch erhaltene 210-m-Sendemast („Mast 17“) auf dem Funkerberg
Automatisierung und Fernsteuerung
Die Einführung von Automatisierungs- und Fernsteuerungstechnologien revolutionierte den Betrieb der Sendeanlagen. Diese Technologien ermöglichten eine effizientere Verwaltung und Überwachung der Sendeeinrichtungen. Fernsteuerungssysteme wurden implementiert, um die Sender aus der Ferne zu betreiben und zu überwachen, was die Betriebskosten senkte und die Zuverlässigkeit erhöhte. Diese Automatisierungen trugen wesentlich dazu bei, den kontinuierlichen Sendebetrieb sicherzustellen und die Ausfallzeiten zu minimieren.
Fortschritte in der Modulationstechnik
Die Modulationstechnik war ein weiteres Feld bedeutender Innovationen. Die Einführung der Amplitudenmodulation (AM) ermöglichte die Übertragung von Audiosignalen über große Entfernungen. Später, in den 1930er Jahren, führte die Frequenzmodulation (FM) zu einer weiteren Verbesserung der Übertragungsqualität. FM-Sender waren weniger anfällig für Störungen und boten eine deutlich bessere Klangqualität. Diese Fortschritte machten den Rundfunk zu einem zuverlässigen und qualitativ hochwertigen Kommunikationsmedium.
Einsatz von Transistoren
Die Einführung von Transistoren in den 1950er Jahren markierte einen weiteren Meilenstein in der Rundfunktechnik. Transistoren ersetzten die zuvor verwendeten Elektronenröhren und boten zahlreiche Vorteile, darunter geringere Größe, höhere Zuverlässigkeit und niedrigere Kosten. Transistorisierte Sender waren kompakter und energieeffizienter, was die Modernisierung der Sendeanlagen ermöglichte. Diese Innovationen trugen dazu bei, die Technik auf dem neuesten Stand zu halten und die Betriebskosten zu senken.
Der Funkerberg Königs Wusterhausen heute
Satellitentechnik und digitaler Rundfunk
Mit der Einführung der Satellitentechnik und des digitalen Rundfunks in den späten 20. Jahrhunderts wurde eine neue Ära der Rundfunkübertragung eingeläutet. Satellitentechnik ermöglichte die weltweite Verbreitung von Rundfunksignalen mit hoher Qualität und Zuverlässigkeit. Der digitale Rundfunk, einschließlich Digital Audio Broadcasting (DAB), bot eine noch bessere Klangqualität und zusätzliche Dienste wie Textinformationen und Multimedia-Inhalte. Diese Entwicklungen stellten sicher, dass der Rundfunk auch im digitalen Zeitalter eine bedeutende Rolle spielt.
Zusammenfassung der Innovationen
Die kontinuierlichen Innovationen am Sender Königs Wusterhausen trugen maßgeblich zur Entwicklung und Verbesserung des Rundfunks bei. Von der Einführung der Röhrensender über die Entwicklung moderner Antennenkonstruktionen bis hin zur Automatisierung und Digitalisierung setzten die Techniker und Ingenieure auf dem Funkerberg immer wieder neue Maßstäbe. Diese technologischen Fortschritte ermöglichten es, eine breite Hörerschaft zu erreichen und die Qualität der Rundfunksendungen stetig zu verbessern. Die Innovationskraft der Ingenieure und Techniker in Königs Wusterhausen legte den Grundstein für die moderne Rundfunktechnik und sicherte die Position des Senders als Pionier und bedeutender Akteur in der Geschichte des Rundfunks.
3. Sender- und Funktechnikmuseum
Das Sender- und Funktechnikmuseum in Königs Wusterhausen ist eine bedeutende Institution, die die Geschichte und die technischen Errungenschaften des Rundfunks in Deutschland bewahrt und präsentiert. Das Museum befindet sich auf dem historischen Funkerberg, wo einst der Sender Königs Wusterhausen in Betrieb war. Es bietet einen umfassenden Einblick in die Entwicklung der Rundfunktechnik und die Geschichte des Rundfunks in Deutschland. Das Museum ist nicht nur ein Ort des Lernens und der Erinnerung, sondern auch ein wichtiger kultureller Treffpunkt für Technikinteressierte und Historiker.
Museum mit den drei Kontertürmen
3.1 Ausstellungen
Das Museum bietet eine Vielzahl von Ausstellungen, die die Entwicklung der Rundfunktechnik von den Anfängen bis zur Gegenwart dokumentieren. Die Ausstellungen sind sorgfältig kuratiert und präsentieren eine Vielzahl von Exponaten, die die technologische Entwicklung und die historische Bedeutung des Senders Königs Wusterhausen veranschaulichen.
Dauerausstellungen
Die Dauerausstellungen des Museums umfassen eine breite Palette an historischen Geräten und Dokumenten. Dazu gehören:
- Historische Sendeanlagen: Hier werden verschiedene Sendeanlagen aus den frühen Tagen des Rundfunks ausgestellt. Besucher können sich die ursprünglichen Lichtbogensender und Röhrensender ansehen, die einst auf dem Funkerberg in Betrieb waren. Diese Exponate zeigen die beeindruckende technische Entwicklung von den Anfängen des Rundfunks bis zu den modernen Sendetechnologien.
- Funkgeräte und Empfänger: Eine umfangreiche Sammlung von Funkgeräten und Rundfunkempfängern aus verschiedenen Epochen ist ebenfalls Teil der Dauerausstellung. Diese Geräte veranschaulichen die technischen Fortschritte und die Veränderungen im Design und der Funktionalität im Laufe der Jahrzehnte.
- Dokumente und Fotografien: Historische Dokumente und Fotografien bieten einen Einblick in die Geschichte des Senders Königs Wusterhausen und die Entwicklung des Rundfunks in Deutschland. Diese Ausstellungsteile beleuchten wichtige Ereignisse und Meilensteine in der Geschichte des Rundfunks.
Mannschaftsgebäude der Funkerkaserne, von Süden gesehen, auf einer Ansichtskarte um 1915
Sonderausstellungen
Das Museum organisiert regelmäßig Sonderausstellungen zu verschiedenen Themen der Rundfunktechnik und -geschichte. Diese Ausstellungen sind oft thematisch fokussiert und bieten tiefgehende Einblicke in spezielle Aspekte der Rundfunkgeschichte. Beispiele für Themen sind:
- Die Anfänge des Rundfunks in Deutschland: Diese Ausstellung widmet sich den ersten Rundfunkausstrahlungen und den technischen Herausforderungen, die überwunden werden mussten, um den Rundfunk zu etablieren.
- Die Rolle des Rundfunks im Zweiten Weltkrieg: Eine Ausstellung, die die Bedeutung und den Einsatz des Rundfunks während des Krieges beleuchtet, einschließlich Propaganda und Informationsverbreitung.
- Die Digitalisierung des Rundfunks: Diese Ausstellung zeigt den Übergang von analogen zu digitalen Übertragungstechnologien und die Auswirkungen auf die Rundfunkindustrie.
3.2 Bildung und Veranstaltungen
Neben den Ausstellungen bietet das Sender- und Funktechnikmuseum auch eine Vielzahl von Bildungsprogrammen und Veranstaltungen an. Diese Aktivitäten sind darauf ausgelegt, das Interesse an der Rundfunktechnik zu fördern und Wissen über die Geschichte und Entwicklung des Rundfunks zu vermitteln.
Bildungsprogramme
Das Museum bietet verschiedene Bildungsprogramme für Schulen, Universitäten und technische Fachschulen an. Diese Programme umfassen:
- Führungen und Workshops: Geführte Touren durch das Museum und spezielle Workshops, in denen Teilnehmer praktische Erfahrungen mit Rundfunktechnologien sammeln können. Diese Aktivitäten sind besonders bei Schulklassen und technischen Ausbildungsprogrammen beliebt.
- Vorträge und Seminare: Regelmäßige Vorträge und Seminare von Experten auf dem Gebiet der Rundfunktechnik und -geschichte. Diese Veranstaltungen bieten tiefgehende Einblicke und aktuelle Informationen zu verschiedenen Aspekten der Rundfunktechnik.
Mannschaftsgebäude während der Sanierung
Veranstaltungen
Das Museum organisiert eine Reihe von Veranstaltungen, die das Interesse der Öffentlichkeit wecken und die Bedeutung der Rundfunktechnik hervorheben sollen. Zu den regelmäßigen Veranstaltungen gehören:
- Jahrestage und Gedenkveranstaltungen: Feiern und Gedenkveranstaltungen zu wichtigen Jahrestagen, wie dem Tag der ersten Rundfunkausstrahlung. Diese Ereignisse werden oft mit Sondervorführungen und speziellen Programmen begangen.
- Technikmessen und Ausstellungen: Das Museum veranstaltet Technikmessen und Sonderausstellungen, bei denen aktuelle Entwicklungen in der Rundfunktechnik vorgestellt werden. Diese Veranstaltungen bieten eine Plattform für den Austausch von Wissen und Ideen zwischen Experten und der breiten Öffentlichkeit.
- Kulturelle Veranstaltungen: Neben technischen und historischen Veranstaltungen bietet das Museum auch kulturelle Programme, wie Konzerte und Lesungen, die in den historischen Räumlichkeiten des Funkerbergs stattfinden.
Das Sender- und Funktechnikmuseum in Königs Wusterhausen ist somit nicht nur ein Ort der Bewahrung und Präsentation historischer Rundfunktechnik, sondern auch ein lebendiger Treffpunkt für Bildung, Forschung und Kultur. Es trägt wesentlich dazu bei, das Erbe des Rundfunks in Deutschland zu bewahren und weiterzugeben.
Quellen [26.05.2024]
https://museum.funkerberg.de/der-dicke-ein-mittelturm-fuer-den-funkerberg/
https://de.wikipedia.org/wiki/Sender_K%C3%B6nigs_Wusterhausen
Förderverein Sender Königs Wusterhausen / Archiv ( https://museum.funkerberg.de/verein/)