8.18 Die Aussichten waren nicht rosig – die Betriebsergebnisse mager
Im Jahr 1973/74 beschäftigten sich die Fachzeitschriften weiterhin mit technischen Problemen im Audio-Bereich. Es wurde viel über "Quadrofonie" und sogar über "Kunstkopf-Stereofonie" diskutiert. Besonderes Interesse galt jedoch Anfang 1973 den Sorgen und Existenzängsten in der Industrie, einschließlich des Groß- und Einzelhandels.
Die deutschen Rundfunkwerke waren gezwungen, Wege zu finden, um ihre Ertragslage zu verbessern. Ein Ausweg schien darin zu bestehen, Teile der Produktion in Billiglohnländer zu verlagern. Die "Funkschau-Express" Ausgabe 15/1973 berichtete unter anderem darüber, dass Nordmende in Malaysia produzierte. Auch andere Unternehmen versuchten auf diese Weise ihre Ertragslage zu verbessern. Es gab jedoch auch einen Lichtblick am Horizont: Die Japaner konnten nicht mehr so billig produzieren wie früher. Akio Morita beklagte in der "Funkschau" Ausgabe 15/1973, dass die Lohnkosten in den letzten zehn Jahren um 500% gestiegen seien. Selbst die Inselfabrikanten, die einst die Preisspirale nach unten in Gang gesetzt hatten, mussten nun nach anderen Produktionsorten suchen.
Aus der „Funkschau“, Heft 15/1973 (Abschnitt)
Aus der „Funkschau“, Heft 15/1973
Aus der „Funkschau“, Heft 11/1973
Die Japaner spürten nun die Konkurrenz aus benachbarten asiatischen Ländern und mussten außerhalb Japans produzieren. Dies nützte jedoch den deutschen Unternehmen wenig, da die Fernost-Länder ihren Export innerhalb eines Jahres um etwa 50% steigern konnten. Obwohl die Umsätze gut waren, waren die Gewinne der Branche der Schwachpunkt. Es wurde allgemein diskutiert, dass Preiserhöhungen notwendig seien, aber der Branchenführer Max Grundig gab bereits auf der Berliner Funkausstellung bekannt, dass sein Unternehmen die Preise konstant halten werde (siehe "Funkschau", Ausgabe 21/1973).
Dank steigender Umsätze hatte die AEG-Telefunken Verlustzeiten hinter sich gelassen und konnte auch ihre großen Lagerbestände abbauen. Bei einigen Artikeln kam es sogar zu Lieferfristen. Allerdings schrieb die "Funkschau" in der Ausgabe 24/1973, dass Handel und Industrie aufgrund der steigenden Ölpreise eine gewisse Beklommenheit im Hinblick auf das Weihnachtsgeschäft befiel. Max Grundig hatte wahrscheinlich auch entsprechende Befürchtungen und entschloss sich zum Eintritt in das Vermietgeschäft von Fernsehgeräten.
Im Oktober 1973 stiegen die Ölpreise gegenüber dem Vorjahr fast um das Vierfache an. Infolgedessen produzierten die deutschen Radiowerke in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre fast ausschließlich rote Zahlen.
Einige sehnten sich zurück in die 1960er Jahre, die zwar mit einer Krise begonnen hatten, aber dennoch gut endeten. Im Jahr 1974 wurde in der "Funkschau" Ausgabe 21/1974 berichtet, dass sich die Elektrokonjunktur im zweiten Quartal 1974 spürbar abgekühlt habe, was zu hohen Lagerbeständen und Kurzarbeit führte. Die Konjunkturaussichten wurden pessimistisch eingeschätzt, auch im Bereich der Radios. Es gab keine serienreifen technischen Weiterentwicklungen, und sowohl die Quadrofonie als auch die Kunstkopf-Stereofonie befanden sich in einer Krise.
In der "Funkschau" Ausgabe 20/1974 äußerte Dr. Schlemm, dass es ein "Nebeneinander" von Stereo, Quadro und Kunstkopf geben könnte. Auf der Messe in Chicago wurden 80 HiFi-Anlagen mit SQ-Decodern von 32 Unternehmen ausgestellt, darunter auch Grundig und Nordmende. Die Experten diskutierten jedoch noch immer über drei SQ-Verfahren zur Kanaltrennung, wie in der "Funkschau" Ausgabe 22/1974 berichtet wurde.
In Deutschland hatte man die Quadro- und Kunstkopftechnologien bereits abgeschrieben und konzentrierte sich auf hochwertige Stereoanlagen. Nur die Fachzeitschriften waren noch nicht bereit, das Thema aufzugeben. Im Januar 1975 veröffentlichte Dr. Moortgat-Pick einen vierseitigen Aufsatz in der "Funkschau", dem weitere Beiträge in den Ausgaben 2, 3, 5, 7, 8, 18, 22 und 24 folgten.
Zu dieser Zeit war der Empfang von Stereo in Deutschland noch nicht überall möglich. Die "Funkschau" verkündete in der Ausgabe 13/1975, dass Bayern 3 ab dem 4. Mai Stereosendungen ausstrahlen werde, und am 10. Mai hatte der Rias Berlin seine Stereo-Premiere. Die Funkindustrie träumte von großen HiFi-Stereo-Umsätzen, und tatsächlich wurden auch teure Geräte gekauft.
Obwohl die Preise für Hightech-Geräte hoch waren, gab es immer noch einen Käuferkreis, aber insgesamt konnten die Umsätze im Rundfunkbereich keinesfalls befriedigen. Eine interne Marktanalyse der Grundig-Werke (siehe "Funkschau" Ausgabe 3/1975) ergab, dass im Vorjahr ein Absatzrückgang von 18 % bei Rundfunkempfängern zu verzeichnen war. Im Heft 11/1975 wurde berichtet, dass die Preise für SW- und Farbfernsehgeräte weiterhin fielen.
Links aus: „Funkschau“, Heft 17/1975
Karl Tetzner schrieb in der "Funkschau" Ausgabe 13/1975 unter dem Titel "Die lange Durststrecke" über den besorgniserregenden Zustand der Rundfunkbranche. Die Umsatzvergleiche zwischen dem ersten Quartal 1975 und den glänzenden ersten drei Monaten 1974 zeigten einen deutlichen Rückgang. Nur die Sparte "Kombinationsgeräte", vorwiegend hochwertige Stereoanlagen, zeigte ein Umsatzwachstum. Tetzner hinterfragte auch den "Schnickschnack" in neuen Fernsehgeräten und HiFi-Anlagen und bezeichnete einige Funktionen als "Watt-Protzerei".
Die HiFi-Branche hatte jedoch auf das richtige Pferd gesetzt, da "Hi-Fi 76" ein großer Erfolg war. In der "Funkschau" Ausgabe 22/1976 wurde jedoch die Befürchtung geäußert, dass aufgrund des Erfolgs unqualifizierte Produzenten auf dem "HiFi-Goldesel" reiten würden.
Aus der „Funkschau“, Heft 22/1976
Die Notiz aus der "Funkschau", Ausgabe 22/1975, beschreibt die Sorgen der Hersteller von Einzelteilen für Rundfunk- und Fernsehgeräte in jenem Jahr. Es gab bereits einige Firmenpleiten, darunter auch die Firma Dau & Co. aus Nagold, die hochwertige Drehkondensatoren produzierte und einen Konkursantrag stellte. Dieser wurde jedoch aufgrund von fehlender Masse abgelehnt, was bedeutet, dass die Firma nicht genügend Vermögen besaß, um den Konkurs formal zu vollziehen. Diese Nachricht verdeutlicht die schwierige Lage, in der sich die Elektronikbranche in Deutschland damals befand.
Im Jahr 1975 hatten alle Elektronikhersteller mit schmerzhaften Umsatzrückgängen zu kämpfen, einschließlich der japanischen Unternehmen. Doch anstatt sich damit abzufinden, erhöhten die Japaner im ersten Halbjahr 1976 ihre Exporte in die USA um das Dreifache gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Diese Strategie führte dazu, dass amerikanische Elektronikhersteller wie Zenith befürchteten, von der Konkurrenz aus Japan überholt zu werden und 65.000 Arbeitsplätze bedroht waren. Deutsche Elektronikhersteller wie Blaupunkt, Philips und Telefunken hatten Ende 1975 kaum noch Lagerbestände und mussten aufgrund der gestiegenen Nachfrage sogar Neueinstellungen vornehmen. Dennoch äußerten sie Zweifel an der Stabilität des Aufschwungs.
Die Produktionszahlen der Elektronikbranche im Jahr 1975 lagen um 14% unter denen des Vorjahres, und alle Sparten mit Ausnahme von kombinierten Geräten waren von diesem Rückgang betroffen, wie im "Funkschau"-Heft 6/1976 berichtet wurde. Eine weitere Entwicklung, die im Handel und Handwerk für Beunruhigung sorgte, war der unaufhaltsame Strukturwandel durch die "Modulisierung".
Dadurch wurde der Berufsstand der Rundfunk- und Fernsehtechniker in Frage gestellt, da auch Halbtechniker mit geringeren Kenntnissen in der Lage waren, Farbgeräte zu reparieren. Der Begriff "Fachhandel mit erstklassigem Kundendienst" drohte dadurch an Anziehungskraft zu verlieren. Diese Entwicklung kam jedoch den neu entstandenen Selbstbedienungsmärkten zugute, da ihre Marktchancen erheblich verbessert wurden.
Aus der „Funkschau“, Heft 9/1976
Im Leitartikel im "Funkschau"-Heft 16/1976 sprach Prof. Tetzner etwas Ungeheuerliches aus, das in Industriekreisen für Aufsehen sorgte. Obwohl es nur Hoffnungen gab, dass es nicht so weit kommen würde, gab es keinen erwarteten Aufschrei des Entsetzens. Leider ist aus dem Text nicht klar, worauf sich dieses Ungeheuerliche bezieht, daher kann ich keine genauere Auskunft geben.