8.3 Armstrong wies den richtigen Weg

Die Fachleute, die sich bereits in den Jahren zuvor mit UKW-Versuchssendungen befasst hatten, ahnten 1948/49 nicht, dass die Entscheidung für den UKW-Funk nicht nur für Deutschland, sondern auch europaweit zu einer revolutionären Änderung der Hörergewohnheiten führen würde. Die technische Realisierung dieses neuen Verfahrens war jedoch recht gut, da es im Grunde genommen nicht wirklich neu war. Armstrong aus Amerika hatte Erfindungen gemacht, die als Wegbereiter des amplitudenmodulierten Überlagerungsprinzips gelobt wurden und auch bereits mit Pendelrückkopplung experimentierten.

 

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Die Funkindustrie hat Edwin H. Armstrong, einem amerikanischen Erfinder, bahnbrechende Neuerungen zu verdanken.

 

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Bereits im Jahr 1935, wie in dem Aufsatz von Dr. F. Bergtold in der "Funkschau", Heft 44 vom 27. Oktober, erwähnt wird, schrieben führende Funktechniker über dieses Fachgebiet und hatten erkannt, dass sich der Pendler insbesondere für Ultrakurzwellen eignet.

Obwohl Edwin H. Armstrong nicht der Erfinder der Frequenzmodulation war (diese Möglichkeit wurde bereits von Fessenden 1902 vorgeschlagen), war er der Mann, der in den 1930er Jahren daran arbeitete, das Verfahren zur Praxisreife zu entwickeln. Er forderte die RCA auf, sein neues FM-System anstelle des bisherigen AM-Rundfunks einzuführen, was jedoch abgelehnt wurde. Trotzdem ließ sich Armstrong nicht entmutigen und demonstrierte die Überlegenheit seines Systems so überzeugend, dass einige Konkurrenten der RCA FM einführten. Der Siegeszug der HiFi-Rundfunkübertragung begann und kriegsbedingte Entwicklungen traten in den Vordergrund. Armstrong erhielt nach dem Krieg eine Verdienstmedaille, gab jedoch seine FM-Patente kostenlos an sein Land ab. Viele Nachkriegspatentbenutzer weigerten sich jedoch zu zahlen, einschließlich der RCA, die seine Patentansprüche grundsätzlich in Frage stellte. Armstrong entschied sich 1948 erneut für eine Klage, obwohl ihn dies bereits 1934 eine Million Dollar gekostet hatte. Die Gerichtsurteile in den Prozessen Armstrong gegen de Forest und RCA waren vernichtend für ihn und führten schließlich zu seinem Selbstmord im Jahr 1954. Erst nach seinem Tod wurde seine Meinung revidiert und seine Witwe erhielt eine Million Dollar sowie Lizenzeinnahmen. Schließlich erhielt Armstrong posthum höchste Ehrungen und Auszeichnungen und ein Vermögen von ca. zehn Millionen Dollar.

Es ist eine traurige Wahrheit, dass auch unter den Großen der Technik viele sich unnötigerweise gegenseitig bekämpften und dadurch viel Energie verschwendeten. Ein Beispiel dafür ist Lucien Levy, ein Franzose, der sich 1917/18 von Armstrong und dem französischen Staat um seine Prioritätsansprüche auf den Überlagerer betrogen fühlte. Levy war jedoch bereits 15 Jahre zuvor im Alter von 81 Jahren eines natürlichen Todes gestorben. Es ist eine Tragik, dass viele Erfinder und Techniker, obwohl sie große Dinge erreicht haben, sich oft in unnötigen Streitigkeiten verwickelt haben, während die Anwälte davon profitierten.

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