8.2 Vorurteile in Deutschland
Bereits Ende der 1930er Jahre wurde die Frequenzmodulation (FM) diskutiert, die einige kontroverse und möglicherweise Amerika-feindliche Meinungen aufzeigte. In einem Beitrag für das Fachmagazin "Das Radio-Magazin" beschrieb Dr. A. Renardy, was sich vor und während des Zweiten Weltkriegs abspielte. Die Idee, akustische Signale durch periodische Änderungen der Frequenz zu übertragen, war schon lange bekannt. Die Entwicklung der FM in den 1930er Jahren wurde jedoch durch das amerikanische Patent 1 941 069 von E.A. Armstrong vorangetrieben. Armstrong behauptete, dass die FM bei Ultrakurzwellen Vorteile böte, da atmosphärische und elektrische Störungen in diesen Frequenzbereichen keine entscheidende Rolle mehr spielten und das Geräusch von Geräten das Hauptproblem bei der Verstärkung sei. Das Geräusch, das aus Röhren-, Widerstands- und Kreisrauschen besteht, sei hauptsächlich amplitudenmoduliert und könne bei der FM-Modulation und -Demodulation mit einem Detektor, der auf Amplitudenmodulation nicht anspricht, wesentlich unterdrückt werden. Aufgrund dieser Tatsachen wurde der Verdacht geäußert, dass der Rummel um die FM von interessierten Kreisen geschickt inszeniert wurde. Dieser Verdacht wurde in den letzten 15 Jahren immer wieder geäußert, aber nie durch Beweise bestätigt. Ein führender Direktor einer deutschen Weltfirma formulierte den Verdacht zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wie folgt: "Die Neuerfindung der Frequenzmodulation ist ja doch nicht viel anderes als eine rein geschäftlich gedachte Maßnahme, dazu bestimmt, dem Empfängerabsatz, der in den USA infolge Überproduktion ohne Zweifel stockt, neue Möglichkeiten zu schaffen. Wir haben in Europa weder Zeit noch Lust noch Geld genug, um – im Hinblick auf unsere ganz anders gelagerten Marktverhältnisse – derartige vorübergehende Modetorheiten zu kopieren."
In den USA gab es bereits Ende der 1930er Jahre über 100 FM-Sender, während sich Deutschland nur theoretisch mit der Frequenzmodulation befasste. Dies änderte sich jedoch, als Dr. F.C. Saig für die Luftwaffenforschung eingezogen wurde und sich für die Frequenzmodulation als Arbeitsgebiet entschied. Ein Forschungsinstitut wurde in Eindhoven unter der Leitung von Prof. Dr. v.d. Pohl gegründet, dem auch andere Unternehmen wie AEG, Telefunken und Lorenz angehörten. Es gab Abteilungen für Apparatebau und -entwicklung, Antennen und Quarze, sowie Spezialfragen. Bis März 1943 wurden frequenzmodulierte Sender auf Kurz- und Ultrakurzwellen an verschiedenen Orten ständig oder zeitweise betrieben, einschließlich eines fliegenden Behelfslaboratoriums in einer Ju 52. Die Ergebnisse der Arbeitsgemeinschaft wurden von Dr. Saig festgehalten, aber durch Kriegseinwirkungen, Bomben und Unverständnis verlorengegangen. Dr. W. Nestel setzte sich jedoch für das Sendeverfahren durch und der FM-UKW-Rundfunk im Drei-Meter-Band wurde beschlossen. Professor Carl Friedrich Freiherr von Weizsäcker war der Meinung, dass weder der neue noch der alte Rundfunk notwendig sei und bezeichnete die Wirkung des Rundfunks in einem Vortrag als verderblich.