7. Die Radiogeschichte von 1945 bis 1950
7.1 Hunger, Kälte und bittere Not kennzeichnen die Nachkriegszeit
7.2 Es fehlen Ersatzröhren - die "P 2000" wird zum Begriff
7.4 Wieder unzählige Radiohersteller - viele sind heute vergessen
7.5 Die "Währungsreform" revolutioniert dem Markt. Alte Radiofabriken leben wieder auf
7.6 Ein Jahr nach der Währungsreform waren es "nur noch" rund Sechzig
7.7 Der Weg vom Behelfsprodukt zum "modernen" Vierkreis-Sparsuper
7.8 Der "Standardsuper" im Bakelit- oder im besseren Holzgehäuse
7.9 Bei den Röhren tut sich was.
7.10 Mit den "Rimlock's" beginnt in Europa die "Neuzeit" der Röhrengeschichte
7.11 Die Epoche der Provisorien ist endgültig passe - Qualitäts - und Luxusgeräte setzen sich durch
7.12 Der Detektor hat einen Nachruf verdient - und das "Notzeit-Radio"
Die Jahre zwischen 1930 und 1950 waren von einer Reihe von Ereignissen geprägt, die Deutschland in das finsterste Kapitel seiner Geschichte führten. 1930 herrschte bittere Arbeitslosigkeit, der die zerstrittenen Politiker hilflos gegenüberstanden und so den Boden für das NS-Regime bereiteten. In der zweiten Hälfte der 1930er Jahre führte die braune Regierung das Volk ins Verderben, und die sechs Kriegsjahre gaben dem Land den Rest. Nach der bedingungslosen Kapitulation im Mai 1945 begann eine Zeit der totalen Zerstörung, in der das "Notzeit-Radio" entstand, das vor allem aus Überbleibseln der Wehrmacht zusammengesetzt wurde. Defekte und durch Luftangriffe beschädigte Empfänger aus der Vorkriegszeit sollten repariert werden, und Improvisationstalent war gefragt. Es wurde mit primitivsten Mitteln gearbeitet. Erst drei Jahre nach Kriegsende begann der Aufschwung, der eine neue Glanzzeit für die deutsche Radioindustrie einleiten sollte. Bis zum Ende der ersten Hälfte des Jahrhunderts hatte sich die Demokratie verfestigt, die neue Währung war stabil und Deutschland hatte wieder eine Zukunft.
Das abgebildete "Rundfunkempfangsgerät" spiegelt die Notzeit wider. Die Konservendose mit dem aufgeprägten "Kraut - Kraut - Kraut" war eine Überbleibsel aus der Kriegszeit und wurde nun als Abschirmbecher für die Audionstufe verwendet, die mit einem Mittel- und Langwellenspulensatz ausgestattet war. Der alte Meß-Drehkondensator, der wahrscheinlich in einem HF-Labor verwendet wurde, diente zur Senderabstimmung. Mit den beiden Wehrmachtröhren RV 2,4 P 700 konnte der Bastler einen guten Empfang erzielen - solange die Batterien mitspielten. Diese Improvisationen waren notwendig, da die Versorgungslage für neue Geräte und Bauteile sehr schwierig war.
In der Nachkriegszeit zwischen 1945 und 1947 wurden primitive "Notzeitradios" aus Röhren und Einzelteilen von ausgeschlachteten Wehrmachtsgeräten sowie Überresten von zerstörten Radioapparaten gebaut. Auch die Radioindustrie war auf die Verwendung von ausgebauten Wehrmachtsgeräteteilen angewiesen. Telefunken beschäftigte in seinem Werk in Dachau einige hundert Arbeitskräfte, die mit der Zerlegung von Wehrmachtsgeräten beschäftigt waren. Die Versorgungslage mit neuen Geräten und Bauteilen blieb schwierig und verbesserte sich erst in den folgenden Jahren allmählich.